Exakte Wertermittlung
Manipulationssicherheit durch automatisierte Probenahme
Aus der Schüttgut & Prozess 3/2025
Die Inline-Probenahme verbessert die Produktqualität und ermöglicht stabilere sowie effizientere Prozessabläufe. Ein weiterer entscheidender Vorteil liegt in der erhöhten Manipulationssicherheit. Dies ist insbesondere für Recyclingunternehmen von großer Bedeutung, da aus der angelieferten Ware wertvolle Rohstoffe zurückgewonnen werden – ein manipulationssicherer Probenahmeprozess schützt dabei die Integrität der Bewertung.
Die Probenahmen in einem Recyclingunternehmen dienen nicht nur der Qualitätskontrolle – etwa zur Feststellung von Fremd- oder Schadstoffen in der Lieferung –, sondern vor allem der Wertermittlung. Dabei wird analysiert, wie hoch der Anteil der gewünschten Wertstoffe ist, um auf dieser Grundlage die Vergütung des Lieferanten festzulegen.
Bei der Wertermittlung können zwei gegensätzliche Fehler auftreten: Unterbewertung und Überbewertung. Wird der Anteil der gewünschten Rohstoffe zu niedrig eingeschätzt, erhält der Lieferant eine deutlich geringere Vergütung, als ihm tatsächlich zusteht. Umgekehrt führt eine Überschätzung des Rohstoffwerts dazu, dass das Unternehmen dem Lieferanten mehr zahlt, als die Lieferung objektiv wert ist.
Fehlende Kontrolle
Doch wie kann es zu solchen Fehleinschätzungen kommen? Ursachen können unter anderem ein übermäßiges Vertrauen in die Angaben des Lieferanten oder fehlende bzw. unzureichende Kontrollmechanismen beim Empfänger sein. Zudem besteht das Risiko böswilliger Manipulationen während der Probenahme – sei es durch Mitarbeitende des Lieferanten oder des empfangenden Unternehmens.
Die Wahrscheinlichkeit, dass der letzte Punkt eintritt, steigt natürlich mit dem Wert der angelieferten Ware. Wenn es sich bei den Rohstoffen, die der Kunde extrahieren will, um Edelmetalle, zum Beispiel aus geschredderten Elektroabfällen handelt, kann der Schaden dabei schnell in die Millionen gehen. Um diesem Problem entgegenzutreten, können Unternehmen auf automatisierte und lückenlos überwachbare Probenahmesysteme setzen.
Das Praxisbeispiel
Ein Konzept mit integrierter Überwachung hat die REMBE Kersting GmbH hierzu entwickelt. Im Folgenden wird ein solches Konzept in seinen Einzelschritten vorgestellt, exemplarisch für ein Unternehmen, welches Elektroschrott geliefert bekommt, um die Edelmetalle herauszufiltern.
Das Unternehmen hat das Problem, dass der Bestand an Edelmetallen deutlich geringer ist, als er auf Basis der gelieferten Elektroabfälle sein müsste. Hierbei kann es sich um Gold, Silber, Platin, Palladium etc. handeln. Pro Tonne Elektroschrott können je nach Definition zwischen 300 und 1.500 Gramm Gold gewonnen werden. Bei einem aktuellen Goldpreis pro Feinunze von knapp 3.000 EUR kommt so pro Tonne Elektroschrott Gold im Wert von mindestens ca. 30.000 EUR zusammen. Durch Manipulationen bei der Materialentnahme kann somit ein großer Schaden entstehen.
Die Warenanlieferung erfolgt in unterschiedlichen Gebindeformen wie BigBags, Fässer oder Tonnen, jeweils auf einer Palette als Ladungsträger. Diese werden über ein Rollenband dem Probenehmer zugeführt. Auf Wunsch kann das Rollenband noch mit einer Wägeeinrichtung ausgestattet werden, um zu überprüfen, ob das Gewicht des Gebindes plausibel ist und es andererseits mit den im Lieferschein angegebenen Daten übereinstimmt.
Visuelle Überwachung
Um eine Manipulation der Probenahme zu vermeiden und parallel einen hohen Automatisierungsgrad zu erreichen, wird der gesamte Prozess von der Anlieferung bis zur Verpackung der Probe visuell überwacht. So können einerseits die unterschiedlichen Gebindeformen voll automatisiert und kollisionsfrei durch die Probenlanze angefahren und beprobt werden. Andererseits wird der gesamte Prozess visuell festgehalten, um so auch nachträglich beweisfähig zu sein, dass niemand in den Prozess eingegriffen hat. Die Videoaufnahmen können als Datensatz zu jeder Probenahme digital hinterlegt werden.
Aufbau der Station
Die Probenahmenstation besteht aus einer Probenlanze, die je nach Ausführung an einem Gestell oder von einem Roboter geführt wird. Die folgende Abbildung zeigt die robotergestützte Variante. Über die Lanze wird pneumatisch eine definierte Materialmenge aus dem Gebinde entnommen und in einem Pufferbehälter aufgefangen. Dabei wird darauf geachtet, dass aus jeder Ebene des Gebindes Material entnommen wird, um eine maximale Repräsentativität zu erzeugen. Um eine Kreuzkontamination zu vermeiden, wird die Probenlanze nach Benutzung pneumatisch, mit Dampf oder auch mit Wasser gereinigt.
Je nach Entnahmekonzept kann es sinnvoll sein, das entnommene Material aus verschiedenen Durchgängen zusammenzuführen und mithilfe von Probenteilern aufzubereiten. Auch dieser Schritt kann automatisiert durchgeführt werden. Mit Hilfe einer pneumatischen Unterdruckförderung wird die Probe anschließend zur Analyse weitertransportiert. Hierbei kann eine Schlauch- oder Rohrleitung zum Einsatz kommen. Der pneumatische Materialtransport ist dabei eine sehr produktschonende und manipulationssichere Vorgehensweise.
Untersuchung der Probe
Die Probe wird auf unterschiedliche Aspekte hin untersucht. Es wird zum Beispiel untersucht, wie hoch die Konzentration der einzelnen Edelmetalle in der Probenmenge ist. Da von einer repräsentativen Probenahme ausgegangen wird, kann auf Basis dieser Analyseergebnisse der Wert der Gesamtmenge berechnet werden.
An dieser Stelle können die Analysesysteme, die bereits beim Unternehmen vorhanden sind, mit ins Gesamtkonzept integriert werden. Um auch später noch in der Lage zu sein, Aussagen über einzelne Proben treffen zu können, werden neben der digitalen Speicherung der Video- und Analysedaten auch die eigentlichen Proben aufbewahrt.
Auf Wunsch kann das Probenahmesystem mit einem automatischen Verpacken der entnommenen Proben komplettiert werden. Definierte Probenmengen werden in Probenflaschen oder ‑beutel verpackt. Hierbei kann auch eine Schutzatmosphäre eingesetzt werden. Die befüllten Probengefäße werden im Anschluss gelabelt. Die Beschriftung ist frei gestaltbar und kann mit produktionstechnischen Daten wie Lieferant, Batchnummer und Datum/Uhrzeit versehen werden. Auch der Einsatz von QR- oder Barcodes ist möglich. Die folgenden Abbildungen zeigen das automatisierte Verpackungssystem Probenbutler.
Fazit
Das hier beschriebene Probenahmekonzept der REMBE Kersting GmbH sorgt für verlässliche Wertermittlung und verhindert wirtschaftliche Schäden durch Fehleinschätzungen oder Betrug. Die Integration von Videoüberwachung und digitaler Datenaufzeichnung schafft Transparenz im gesamten Prozess. So steigert Inline-Probenahme nicht nur die Qualität, sondern auch die Effizienz und Fairness im Rohstoffhandel.
Über REMBE® Kersting
Die REMBE Kersting GmbH ist ein international anerkannter Spezialist für messtechnische Lösungen und die Automatisierung repräsentativer Probenahmen im Bereich der Schüttguttechnik. REMBE Kersting bietet ein breites Portfolio, das nachhaltigen Nutzen schafft – darunter Durchflussmesstechnik für Pulver und Schüttgüter, gravimetrische Systeme zur präzisen Füllstandsmessung sowie ganzheitliche Systemlösungen zur Optimierung der Lieferkette. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf professionellen Probenahmesystemen, die eine lückenlose Qualitätskontrolle ermöglichen. Die Produkte des Unternehmens werden in Deutschland entwickelt, gefertigt und weltweit geliefert – stets mit dem Anspruch, den Erfolg der Kunden messbar zu verbessern.
Kontakt
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