10 Jahre Innovation in der Futtermittelindustrie
Ein zukunftsweisendes Netzwerk vereint im unabhängigen Feed Design Lab
Aus der Schüttgut & Prozess 5/2024
Seit über 75 Jahren trägt Dinnissen mit Maschinen und Prozesswissen zur Innovation und Verbesserung der Produktionsprozesse von Tierfutter bei. Vor zehn Jahren beschleunigte sich die Futtermittelindustrie mit der Gründung des Feed Design Lab (FDL). Eine einzigartige, unabhängige Stiftung, ein Partnernetzwerk und eine Versuchsfabrik, in der ein großer Teil der globalen Futtermittelindustrie zusammenarbeitet, um zu verbessern, zu nachhaltigem Handeln beizutragen und zu innovieren. Eine Kettenkooperation, die weltweit einzigartig ist. Dinnissen ist einer der Gründungsväter des FDL.
Was ist das Feed Design Lab?
Feed Design Lab ist das praxisorientierte Forschungs- und Ausbildungszentrum für Innovation und Nachhaltigkeit im Tierfuttersektor. 115 Unternehmen aus dem gesamten Sektor, sowohl national als auch international, sind heute Partner des Feed Design Lab und nehmen aktiv am Netzwerk teil. Das Feed Design Lab hat vier Hauptaktivitäten: die Vermietung der Testfabrik, die Durchführung von Schulungen für die Community der 115 Partnerunternehmen, die Entwicklung von Innovationsprojekten und die Organisation von Wissensveranstaltungen. Feed Design Lab ist in dieser Hinsicht einzigartig – nirgendwo sonst in Europa finden Forschung, Wissenschaft, Schulung und die Produktion von Versuchsfutter alle unter demselben Dach statt.
Die Entstehung und Aufgabe des Feed Design Lab
Die Förderung von Innovation und Nachhaltigkeit in der globalen Futtermittelindustrie ist die Kernaufgabe. Und dafür sind innovative Partner wie Dinnissen entscheidend. Die Idee für das Feed Design Lab entstand bei Jan Janssen, dem damaligen Direktor des Futtermittelherstellers Vitelia, und Henri Michiels, dem damaligen Direktor von Dinnissen. Um 2007 stand die Futtermittelindustrie vor einer Reihe von Herausforderungen, die für ein einzelnes Unternehmen zu groß waren, um sie zu lösen. Nahrungsquellen wurden knapper und Nachhaltigkeit immer wichtiger. Innovation in großen Themen war dringend erforderlich und das konnte nur durch Zusammenarbeit entstehen. Janssen und Michiels sagten wörtlich: „Wir mögen zwar das beste Futter der Welt herstellen, aber wir sind nicht für die Zukunft gerüstet. Wir müssen weg von Soja und auf andere Rohstoffe mit anderen Eigenschaften und notwendigen Verarbeitungen umsteigen. Aber dafür sind wir überhaupt nicht ausgerüstet.“
Sie mussten das Futter neu gestalten, aber kein Futtermittelhersteller wollte dafür seine eigene Produktion stilllegen. Es musste eine Mini-Fabrik her, um experimentieren und innovieren zu können. Ein Ort, an dem Kräfte gebündelt werden konnten und an dem Wissensteilung und Innovation über die gesamte Kette hinWeg stattfinden konnte. Die Idee für das „Feed Design Lab” war geboren.
Treibende Kräfte und Investoren
Vitelia, Dinnissen, DSM, Imtech und die HAS Hogeschool schlossen sich zusammen und bildeten die Basis für das Feed Design Lab. Janssen und Michiels suchten nur noch jemanden, der die Idee in einen Plan umsetzen und ausführen konnte. Diese Person wurde in Trudy van Megen gefunden. Van Megen hatte einen Hintergrund in Gartenbau, Pilzen und Viehzucht und war damals Programmmanagerin für ‚Nachhaltigkeit in der Viehzucht‘ bei ZLTO. Trudy van Megen nahm die Herausforderung an und 2014 wurde das Feed Design Lab eröffnet, einschließlich einer
hochmodernen Versuchsfabrik. Jetzt, 10 Jahre später, ist das Feed Design Lab größer und wichtiger geworden, als jemand damals zu hoffen wagte.
„In den ersten Jahren gab es genug Herausforderungen“, berichtet Trudy van Megen. „Seltsamerweise war die Realisierung der Futtermittelfabrik für Forschung und Versuche noch das Einfachste. Von Anfang an war mir klar, dass es nur funktionieren konnte, wenn das Feed Design Lab vollständig unabhängig wäre. Wir mussten ein Netzwerk von Unternehmen – und Konkurrenten – aufbauen, die gemeinsam an Innovation und Nachhaltigkeit arbeiten. Andererseits mussten die Unternehmen, die die Versuchsfabrik mieten würden, darauf vertrauen können, dass ihre eigenen Testergebnisse vertraulich bleiben.“
Investitionen der Gründungsväter
Es bedeutete auch, dass die Partner der ersten Stunde erheblich investierten, ohne dass es eine direkte Gegenleistung gab. Einige Partner wagten es und waren in der ersten Phase entscheidend. Dinnissen stellte auf eigene Kosten 10 der ersten 13 Maschinen zur Verfügung. Ohne Dinnissen hätte es das Feed Design Lab nie gegeben. Auch die anderen Gründungsväter leisteten bedeutende finanzielle Beiträge. 75 % der Investitionen wurden von der Industrie übernommen. Das ist einzigartig und sorgte dafür, dass alle Partner ein großes Interesse am Erfolg des Feed Design Lab hatten. Die gemeinsame Investition hatte den gewünschten Effekt. Die Versuchsfabrik erwies sich als großartige Idee von Janssen und Michiels. Unternehmen aus der gesamten Kette konnten jetzt in kleinem Maßstab testen und verbessern, um besseres Futter herzustellen, was zu besseren Wachstumsleistungen, besseren Konversionen, besserem Tierwohl und einer besseren Umwelt führte.
FDL und Dinnissen
Juul Jenneskens, Futterprozess-Experte bei Dinnissen findet den Ansatz der FDL und die Zusammenarbeit logisch und nutzbringend.
Die Maschinen und Produktionslinien von Dinnissen tragen zu einer effizienten und zuverlässigen globalen Nahrungsmittelproduktion bei. Um die wachsen de Zahl von Menschen und Tieren weiterhin ernähren zu können, ist die Welt auf Futtermittel- und Nahrungsmittelproduzenten angewiesen. Die Führung bei Dinnissen sieht sich in der Verantwortung, diesen Produzenten zu helfen, immer effektiver und nachhaltiger zu produzieren. Durch eine gute Zusammenarbeit mit Kunden und Partnern erreicht man gemeinsam eine viel größere Wirkung. Die Mission des Feed Design Lab, die Futtermittelbranche nachhaltiger zu gestalten und die Art und Weise, wie FDL das tut – gemeinsam innovieren, Wissen teilen, Partner zusammenbringen – passt perfekt zur Philosophie von Dinnissen.
Workshops und Kurse, die Theorie und Praxis vereinen
„Ich erinnere mich noch gut, als ich das erste Mal bei FDL in einen Kurs hineinkam. Ich war am Anfang meiner Karriere und war beeindruckt” erzählt Juul Jenneskens. „Zum ersten Mal sah ich wirklich – Schritt für Schritt – was in einer Prozesslinie geschah. Theorie und Praxis kamen zusammen. Bei unseren Auftraggebern oder bei Tests in unserem D-innocenter sieht man oft nur einen Teil des Prozesses. Das schränkt einen beim Analysieren und Optimieren von Prozesslinien ein. Hier bei FDL kannst du an fast allen Knöpfen drehen. So bekommst du ein besseres Bild davon, welche Auswirkungen eine Anpassung in der einen Maschine auf den nächsten Prozessschritt hat. Und da das Futter von hier manchmal direkt zu den Versuchsställen geht, siehst du auch, wie die Tiere reagieren. Produkteigenschaften, Materialeigenschaften, Prozesswissen, Biologie; hier kommt alles zusammen. Hier lernst du, Verbindungen zu erkennen”.
Nicht nur die Workshops und Kurse sind wichtig, sondern auch das Netzwerk ist für den Sektor entscheidend. Das gebildete Jugendnetzwerk ist wichtig, um den Sektor für das technische Talent der Zukunft attraktiv zu machen und zu halten. Kürzlich gab es einen Jugendkongress mit 140 Teilnehmern aus den Niederlanden und Belgien. So etwas gab es vor der Gründung des FDL nicht.
Beispiele für Projekte und Ergebnisse
Das Feed Design Lab spielt eine entscheidende Rolle bei der Förderung von Innovationen in der Futtermittelindustrie. Hier sind einige Beispiele, die bei FDL getestet oder von FDL-Partnern entwickelt wurden.
Insekten werden zunehmend als potenzielle Alternative zu herkömmlichen Proteinquellen in der Tierfütterung anerkannt und haben auch die Zulassung der EU erhalten. Neben Insekten gelten auch andere alternative Proteinquellen, wie Algen und Nebenprodukte der Lebensmittelindustrie, als vielversprechende Rohstoffe für zukünftige Ernährungslösungen.
Proteine und Fasern haben unterschiedliche Anforderungen hinsichtlich ihrer Verarbeitung: Während Proteine fein gemahlen werden müssen, sollten Fasern eine gröbere Konsistenz beibehalten. Beide Komponenten werden jedoch häufig durch dieselbe Hamex-Hammermühle verarbeitet. Neue Forschungsergebnisse des FDL zeigen jedoch, dass einige Produzenten nun dazu übergehen, Proteinquellen und Fasern separat zu mahlen, um sowohl die Qualität als auch die Verwertbarkeit des Futters zu verbessern.
10 Futtermittelunternehmen
Zehn Futtermittelunternehmen haben gemeinsam erforscht, ob und wie nasse Algen, die als Ersatz für Soja dienen, in Trockenfutter integriert werden können. Dabei wurde auch untersucht, wie Hühner in Versuchsställen auf das veränderte Futter reagieren. Die Studie war erfolgreich, und es gelang, 10 % nasse Algen in das Trockenfutter einzufügen. Es wurden innovative Lösungen entwickelt, um Trockenpulver effektiv auf Futtermittelpellets aufzubringen, sodass diese gut haften bleiben.
Durch eine veränderte oder intensivere Verarbeitung von Rohstoffen lassen sich neue oder zusätzliche Nebenströme erschließen. Beispielsweise werden derzeit Tests durchgeführt, um zu untersuchen, ob mit einer erhöhten Menge an Rübenpulp weiterhin qualitativ hochwertige Pellets hergestellt werden können. Es wurde im Verlauf der Zeit sichtbar, dass einige Innovationen aus FDL nicht bei Futtermitteln stoppen. Die Technologie z. B. hinter dem Cutter wird jetzt auch von Kunden in der Lebensmittelindustrie genutzt. Dort verarbeiten sie jetzt auch nasse
Ströme in Trockenfutter. Also haben Innovationen, die hier bei FDL im Bereich Futtermittel entwickelt wurden, noch mehr Einfluss in mehreren Branchen und Ländern.
Fazit
Obwohl das Feed Design Lab (FDL) bereits als großer Erfolg gilt, sieht die Managerin Van Megen noch erhebliches Potential für weiteres Wachstum und verstärkte Zusammenarbeit. Bislang wurden die meisten Innovationen im FDL hauptsächlich von einzelnen Unternehmen vorangetrieben. Nun ist es an der Zeit, dass echte Fortschritte auf Unternehmensebene gemacht werden, um gemeinsam große Themen anzugehen. Die notwendigen Schritte hin zu einer vollständig klimaneutralen und zirkulären Futtermittelindustrie müssen jedes Jahr größer werden.
Die Viehzucht in Europa steht vor erheblichen Herausforderungen, und für die Futtermittelbranche ist es derzeit keine leichte Zeit in diesem Teil Europas. Die Produzenten sollten diese Gelegenheit nutzen, um im Bereich der Zirkularität zu glänzen. Noch vor zehn Jahren wurden die Ideen über die Nutzung von Insekten und Algen belächelt, doch heute ist das Thema aus den Fachmagazinen nicht mehr wegzudenken. Das FDL hat bei dieser Entwicklung eine wichtige Rolle gespielt und wird sich auch in Zukunft führend mit Innovationen in die Branche einbringen.
Über Feed Design lab
Feed Design Lab (FDL) ist das führende Forschungs- und Bildungszentrum für Innovation und Nachhaltigkeit im Bereich der Tierfutterindustrie. Mehr als 100 Unternehmen aus der gesamten Branche, sowohl aus den Niederlanden als auch aus dem Ausland, sind Partner im Feed Design Lab und beteiligen sich aktiv an dem Netzwerk und der Einrichtung.
Kontakt
- Feed Design Lab
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Stayerhofweg 25 F
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Niederlande - +31 (0)6 53 82 66 11
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