Digitalisierung in Zementwerken
Die entscheidende Rolle präziser Bestandsdaten für die Zukunft der Branche
Auch publiziert in der Schüttgut & Prozess 4/2024
Die Zementindustrie, eine der ältesten und energieintensivsten Branchen der Welt, steht vor einer neuen Ära: Digitalisierung und Industrie 4.0-Technologien prägen zunehmend die Produktionsprozesse und Lieferketten. Angesichts steigender Anforderungen an Effizienz und Nachhaltigkeit wird die präzise Verwaltung von Rohstoffbeständen zu einem zentralen Erfolgsfaktor für Zementwerke. Moderne digitale Systeme bieten hier erhebliche Vorteile, indem sie traditionelle Methoden der Bestandsverwaltung durch hochpräzise, datengesteuerte Lösungen ersetzen.

Spezifische Herausforderungen in der Zementindustrie
Die Zementproduktion ist ein komplexer Prozess, der von der Verfügbarkeit und Qualität mehrerer Rohstoffe wie Kalkstein, Ton und Gips abhängt. Ein erheblicher Anteil der Produktionskosten entfällt auf die Beschaffung und Lagerung dieser Rohstoffe. Gleichzeitig sind Zementwerke auf eine kontinuierliche und präzise Rohstoffzufuhr angewiesen, um die komplexen thermischen und chemischen Prozesse in den Drehrohröfen stabil zu halten. Hier sind präzise Bestandsdaten von entscheidender Bedeutung.
Die Branche steht vor spezifischen Herausforderungen: Zementwerke müssen nicht nur Schwankungen in der Rohstoffqualität managen, sondern auch den Druck, die Produktionskosten zu senken und gleichzeitig die strengen Umweltauflagen zu erfüllen. Die manuelle Bestandsüberwachung, die auf Schätzungen und periodischen Kontrollen basiert, ist in diesem Kontext nicht mehr ausreichend. Diese traditionellen Methoden können ungenaue Daten liefern, was zu erheblichen Problemen führen kann – von Produktionsstopps durch Rohstoffmangel bis hin zu ineffizienten Lagerbeständen, die Kapital binden und die Betriebskosten erhöhen.
Digitale Lösungen für präzise Bestandsverwaltung
Die Einführung moderner Technologien, wie LiDAR-Sensoren, stellt einen entscheidenden Schritt zur Lösung der Herausforderungen in der Zementindustrie dar. LiDAR (Light Detection and Ranging) ermöglicht es, Rohstoffbestände mit außergewöhnlicher Präzision zu erfassen. Diese Sensoren nutzen Laserpulse, um detaillierte 3D-Modelle von Lagerbeständen zu erstellen, die eine Genauigkeit im Zentimeterbereich erreichen und Millionen von Datenpunkten in Echtzeit erzeugen.
Ein wesentlicher Vorteil dieser Technologie ist ihre Fähigkeit, kontinuierlich und rund um die Uhr Daten über Bestände zu liefern. Sobald die LiDAR-Sensoren installiert sind, scannen sie ununterbrochen die Rohstofflager und stellen diese Daten in Form von handlungsrelevanten Informationen bereit. Diese aufbereiteten Daten ermöglichen es, sofort fundierte Entscheidungen zu treffen, wie etwa die Anpassung von Beständen, die Optimierung der Logistik oder die rechtzeitige Nachbestellung, um Engpässe zu vermeiden. Die Daten können nahtlos in bestehende Bestandsmanagementsysteme integriert werden, wodurch Werksleiter und Logistikteams sofortigen Zugriff auf genaue Bestandsinformationen an verschiedenen Standorten und für unterschiedliche Materialien erhalten. Dies erleichtert fundierte Entscheidungen, von der Bestellplanung bis hin zur Optimierung von Lagerflächen und Transportlogistik.
Darüber hinaus bietet ein spezialisiertes Dashboard eine Vielzahl von Funktionen: Es ermöglicht die Verwaltung von Beständen in Echtzeit, die Analyse historischer Trends, die dreidimensionale Visualisierung der Lagerflächen und die Einrichtung automatischer Benachrichtigungen bei Erreichen kritischer Bestandsgrenzen. Diese Alerts können individuell auf die betrieblichen Anforderungen abgestimmt werden, wie zum Beispiel das Erreichen von Mindest- oder Höchstbeständen.
Zudem bieten die LiDAR-Sensoren die Möglichkeit, auch entfernte Standorte oder verschiedene Werke innerhalb eines Unternehmens zentral zu überwachen. Dies kann sowohl von einer zentralen Leitstelle als auch mobil über Smartphones oder Tablets erfolgen, was eine flexible und ortsunabhängige Bestandskontrolle ermöglicht – ein entscheidender Vorteil in einer global vernetzten Branche wie der Zementproduktion.
Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Nutzen
Neben der Verbesserung der operativen Effizienz tragen präzise Bestandsdaten zur Nachhaltigkeit in der Zementproduktion bei. Angesichts der Tatsache, dass die Zementherstellung etwa 8% der weltweiten CO2-Emissionen verursacht, ist jede Maßnahme zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks von großer Bedeutung. Durch die Optimierung der Rohstofflogistik können Routen besser geplant und unnötige Transporte vermieden werden, was sowohl die Transportkosten als auch die damit verbundenen Emissionen senkt. Darüber hinaus trägt die genauere Verwaltung der Bestände dazu bei, Materialverschwendung zu minimieren und die Qualität der produzierten Zementprodukte stets zu gewährleisten.
Ein weiterer Vorteil präziser Bestandsdaten ist die verbesserte Planungssicherheit. Zementwerke können so ihre Produktionsprozesse besser auf die Nachfrage abstimmen, was zu einer Reduzierung von Überproduktion und den damit verbundenen Kosten führt.
Zukunftssicherheit durch digitale Transformation
Die fortschreitende Digitalisierung ist nicht nur eine Reaktion auf aktuelle Herausforderungen, sondern auch eine notwendige Vorbereitung auf zukünftige Entwicklungen in der Zementindustrie. Strengere Umweltvorschriften und steigende Anforderungen an die Ressourceneffizienz werden die Branche in den kommenden Jahren prägen. Durch die frühzeitige Implementierung digitaler Lösungen wie LiDAR-Sensoren und integrierte Bestandsmanagementsysteme können Zementhersteller sicherstellen, dass sie diesen Anforderungen gewachsen sind.
Technologische Innovationen werden weiterhin die Art und Weise, wie Zement produziert und vertrieben wird, revolutionieren. Unternehmen, die jetzt in die Digitalisierung investieren, werden nicht nur in der Lage sein, den aktuellen Marktanforderungen gerecht zu werden, sondern auch die Flexibilität besitzen, sich an zukünftige Veränderungen anzupassen und ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern.
Fazit: Der Schlüssel zu Effizienz und Nachhaltigkeit
Die Digitalisierung der Zementindustrie eröffnet erhebliche Möglichkeiten zur Steigerung der Effizienz, zur Senkung der Betriebskosten und zur Verbesserung der Nachhaltigkeit. Präzise Bestandsdaten spielen dabei eine zentrale Rolle, indem sie die Grundlage für fundierte Entscheidungen und optimierte Prozesse bilden. Durch den Einsatz moderner Technologien wie LiDAR-Sensoren können Zementwerke nicht nur ihre aktuellen Herausforderungen bewältigen, sondern sich auch auf die Zukunft vorbereiten – in einer Branche, die sich in einem stetigen Wandel befindet.
Autor: Dirk Rathsack ist Vice President Business Development & Sales bei Blickfeld, wo er mit Kunden aus verschiedenen schüttgutverarbeitenden Branchen arbeitet, um maßgeschneiderte Lösungen für ihre spezifischen Anforderungen zu entwickeln.
Über Blickfeld GmbH
Die Firma Blickfeld, im Jahr 2017 gegründet von Mathias Müller, Florian Petit und Rolf Wojtech, entwickelt und produziert LiDAR-Sensoren und Wahrnehmungssoftware. Die Lösungen liefern hochauflösende dreidimensionale Umweltinformationen und ermöglichen zahlreiche Anwendungen, die von autonomem Transport und Mobilität bis hin zu Smart Cities, industriellen Anwendungen und Sicherheitsapplikationen reichen.
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