Carbonfasern im Recyclingkreislauf

Beste Fördertechnik für Kohlefasern

Aus der Schüttgut & Prozess 5/2025

Carbon liegt im Trend: Die Kohlenstofffasern sind langlebig, leicht und flexibel, während sie sich gleichzeitig durch eine extrem hohe Stabilität auszeichnen. Im Recycling der Fasern liegt aber noch ein großes Potenzial. Die Carbon Fiber Conversions GmbH aus Niederzissen hat das erkannt und einen sauberen und zuverlässigen Prozess entwickelt, mit dem Kohlefasern zu echten Stabilitätsankern von Recyclingkunststoff werden. Um dem tückischen Rohstoff Herr zu werden, hat sich das Unternehmen für Seilförderer von Wessjohann und fördertechnische Anlagen entschieden.

Die Seilförderer von Wessjohann fördertechnische Anlagen bringen das Recyclingmaterial von A nach B (Fotos: Wessjohann fördertechnische Anlagen)

Ob im Flugzeug, der Automobilindustrie oder im Mountainbike: Kohlenstofffasern zählen zu den Rohstoffen der Stunde. Aufgrund ihres geringen Gewichts eignen sie sich für eine Vielzahl an Anwendungen, während die Stabilität für einen hohen Grad an Betriebssicherheit sorgt. Das Material hat aber auch Tücken: Die Herstellung von Carbonfasern ist sehr energieintensiv. Die Produktion von einem Kilogramm Kohlefaser benötigt 80 Kilowattstunden Energie, was vor allem an den verwendeten Hochleistungsöfen liegt. Der hohe Energieeinsatz spiegelt sich natürlich auch im Preis wider, die Unternehmen möchten das wertvolle Material deshalb nicht einfach im Müll entsorgen. Dr. Marcel Sittel-Faraj, seit vielen Jahren im Kunststoffrecycling tätig, hat die Problematik erkannt und eine Lösung für die bisher schwierige Aufbereitung von Carbonfasern realisiert. Als Geschäftsführer der Carbon Fiber Conversions GmbH mit Sitz im rheinland-pfälzischen Niederzissen hat er einen Recyclingprozess für Kohlenstofffasern entwickelt, in dem das Ausgangsmaterial zerkleinert und zu Kugeln geformt wird, die anschließend als Granulat in der Kunststofffertigung weiterverwertet werden können. Dafür ist Sittel-Faraj auf ausfallsichere und wartungsarme Anlagen angewiesen – wie die Seilförderer der Wessjohann fördertechnische Anlagen GmbH.

So sehen die ankommenden Gelegereste aus, bevor sie bei Carbon Fiber Conversions aufbereitet werden
Die aufbereitete Kohlenstofffaser

Eine aufstrebende Branche

Die Geschichte von Carbon Fiber Conversions geht auf die M+H Plast GmbH aus Düren zurück. Sittel-Faraj, der sich in seiner Promotion im australischen Melbourne mit dem Recycling von Mehrschichtkunststoffen beschäftigt hatte, stieß 2012 als Geschäftsführer hinzu und strukturierte die Geschäftstätigkeit um. 2023 zog die Firma von Düren nach Niederzissen, aus M+H Plast wurde Carbon Fiber Conversions – der neue Name zeugt von der Tätigkeitsverlagerung hin zu Kohlefaser. Mit seinem spezialisierten Recyclingverfahren ist das Unternehmen Weltmarktführer einer noch kleinen Nische. Viele Unternehmen wagen sich noch nicht an das Recycling von Kohlefasern, dabei ist die Nachfrage nach dem Rezyklat groß: „Ein Anteil von 40 Prozent Kohlefaser in einem Polyamid-Compound erhöht die Steifigkeit um das Zehnfache“, erklärt Sittel-Faraj. Damit nähere sich der Wert sogar jenem von Aluminium an. Auch der Nachhaltigkeitsaspekt ist nicht zu unterschätzen. Während in der ursprünglichen Carbonfertigung 80 Kilowattstunden an Energie pro Kilogramm verbraucht werden, sind es in Sittel-Farajs Prozess lediglich 0,4 Kilowattstunden. „Neuware würde den CO₂-Fußabdruck des Produkts stark nach oben treiben“, weiß der Geschäftsführer. Unternehmen wie Automobilhersteller, die Carbon etwa in ihren Armaturen verbauen, finden im recycelten Kunststoffmaterial eine nachhaltige Alternative.

B-Ware aus der Automobilproduktion

Nach dem Recycling werden aus dem wertvollen Rohstoff neue Bauteile, wie hier ein Spritzgussteil für eine Kfz-Mittelkonsole

Vor allem Automobilhersteller sind es auch, die Carbon Fiber Conversions mit den Kohlefasern beliefern. Carbon wird in der Industrie meist als Matte angeliefert, die je nach Einsatzzweck zugeschnitten wird. Die übrige B-Ware landet bei Sittel-Faraj in Niederzissen. In der Halle wird das Mattenmaterial zu kleinen Kugeln zermahlen. Ein Extruder compoundiert die Ressource mit einem Thermoplasten, das Ergebnis dient als Grundlage für recycelte Kunststoffprodukte. Die Bewegung der Carbonkugeln erfolgt vor Ort über eine Förderanlage, die den hohen Ansprüchen des Werkstoffs gerecht werden muss. Früh machte sich Sittel-Faraj auf die Suche nach einer passenden Lösung – und wurde bei der Wessjohann fördertechnische Anlagen GmbH fündig.

Der Geschäftsführer hat in Zusammenarbeit mit Wessjohann einen eigens ausgelegten Seilförderer verbaut, der die Carbonkügelchen von A nach B transportiert. Dabei stellte Sittel-Faraj besondere Anforderungen an das System: Der Förderweg ist mit einer Länge von 20 Metern vergleichsweise lang, in der Halle musste die Förderstrecke mehrere Knicke machen. Allein aus diesem Grund schieden andere technische Lösungen wie Schnecken-, Band- oder Rüttelförderer bereits aus. Hinzu kommen die technischen Eigenheiten von Carbon. Der im Prozess anfallende Staub ist bei direktem Hautkontakt unangenehm, ein geschlossenes System schützt die Mitarbeitenden. Die Seilförderer von Wessjohann verwenden ein Fibercoat-Kunststoffseil, an dem in regelmäßigen Abständen Mitnehmerscheiben angebracht sind. Förderseil und Mitnehmerscheiben laufen in einem Edelstahlrohr und fördern die Fasern sehr zuverlässig. Der Reibradantrieb sorgt für eine gleichmäßige und geräuscharme Kraftübertragung. Je nach Größe können auch mehrere Reibradantriebe in einer Anlage kombiniert werden.

Individuell und flexibel

Die Mitnehmerscheiben im Seilförderer fördern die Carbonfasern zuverlässig

Die Anlagen sind flexibel einsetzbar und eignen sich daher für eine Vielzahl von Anwendungen. Auch Sittel-Faraj konnte die Anlage individuell an die räumlichen Gegebenheiten anpassen. Mithilfe von Eckrollen wird das Fördersseil beliebig umgelenkt, sodass eine Förderung auch in der Schräge oder sogar vertikal möglich ist. „Wessjohann ist einer der wenigen Anbieter, die über Ecken fördern können“, weiß Sittel-Faraj. Selbst bis zu 20 Knicke seien kein Problem. Wessjohann-Förderer kommen daher in vielen Branchen zum Einsatz – vom Futtermittel über Chemieprodukte und Glasfasern bis hin zur Kunststoffindustrie. Marcel Sittel-Faraj hat noch ein weiterer Aspekt des Seilförderers überzeugt. Das System weist eine Leistung von 0,37 Kilowatt auf, während pneumatische Lösungen auch mal bis zu 10 Kilowatt beanspruchen. „Die Energieintensität von Wessjohann ist unschlagbar niedrig“, weiß der Recycling-Experte. Wessjohann sei im Laufe des Projekts dauerhaft erreichbar gewesen, die Zusammenarbeit lief reibungslos ab.

Fazit: Großes Potenzial

Inzwischen hat Marcel Sittel-Faraj seine Anlage umgebaut und erweitert. 1.200 Tonnen an recycelten Kohlefasern verlassen die Hallen des Unternehmens jährlich. Die Schüttdichte der einzelnen Produkte variiert, bei einem Wert von 0,1 bis 0,25 Kilogramm pro Liter sind das fast 10 Millionen Liter. Unternehmer Sittel-Faraj ist sich sicher, dass im Recycling von Carbon ein großes Potenzial schlummert, das Unternehmen verstärkt fördern können – im wahrsten Sinne des Wortes.

Über Wessjohann

Wessjohann ist seit Jahrzehnten als Hersteller hochwertiger Anlagen für Fördertechnik bekannt. Das Unternehmen plant, entwickelt und fertigt bedarfsgerechte Lösungen für Kunden aus unterschiedlichen Branchen und für verschiedenste Schüttgüter. Dabei stehen Funktionalität, Qualität, Kompatibilität und Flexibilität stets an erster Stelle. Die Seilförderanlagen sind nach dem Baukastenprinzip konstruiert, wodurch maßgeschneiderte Lösungen möglich sind, die genau auf die Bedürfnisse sowie die örtlichen Gegebenheiten der Kunden zugeschnitten sind.

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