Digitalisierung geht nur gemeinsam

Moderne Messgeräte liefern eine Fülle an Daten über Primärwerte hinaus. Diese intelligent zu nutzen und mit weiteren Daten zu verknüpfen, ist ein großes Anliegen von Anlagenbetreibern. Doch noch liegen Hindernisse auf dem Weg zur Industrie 4.0. Der Messgerätehersteller Endress+Hauser unterstützt seine Kunden daher nicht nur mit smarten Sensoren und Konnektivitätslösungen. Er bietet auch ein cloudbasiertes IIoT-Ökosystem und digitale Lösungen für konkrete Anwendungsfälle.

Autor: Kirsten Wörnle, freie Journalistin, für Endress+Hauser

Mitarbeiter der Endress+Hauser mit einem Tablet vor einem Sensor in einer Werkshalle, auf schuettgutmagazin.de
Viele Firmen der Prozessindustrie sitzen auf einem Schatz aus Daten. Ihn mit zu heben, hat sich Endress+Hauser zur Aufgabe gemacht.

Der intelligente Umgang mit Daten ist das große Versprechen unserer Zeit. «Selbst konservativste Unternehmen setzen inzwischen auf datengetriebene Analysen ihrer Prozesse», beobachtet Marco Colucci, Digitalisierungsexperte beim Messgerätehersteller Endress+Hauser Flow in Reinach, Schweiz. Im Rahmen ihrer Digitalisierungsinitiativen wollten Kunden Daten für eine höhere Transparenz und somit bessere Entscheidungen nutzen. «Es geht darum, flexibler, schneller und effizienter zu werden.»

Marc Colucci der Endress+Hauser auf schuettgutmagazin.de
Marc Colucci Principal Expert + Head of Department der Endress+Hauser Flow

Daten aus der Feldebene schöpfen

Daten nahtlos von der Feldebene bis in die Cloud oder ein Edge-Device verfügbar zu machen, ist daher ein erster großer Schritt. Neue Ethernet- und Wireless basierte Feldbustechnologien ebnen hier den Weg. Auch gibt es Technologien, die einen zweiten Kanal öffnen für eine schnelle und sichere Übertragung von Felddaten bis hinauf auf die Unternehmensebene, ohne die Prozesssteuerung zu beeinflussen.

Gleichzeitig arbeitet die Industrie daran, eine gemeinsame Datensprache zu finden, so dass Komponenten von verschiedenen Herstellern reibungslos miteinander kommunizieren können. In der Open Industry 4.0 Alliance haben sich bereits knapp 100 Anbieter von IT, Software, Fabrik- und Prozessautomatisierung zusammengeschlossen, um eine Referenzarchitektur zu erarbeiten, die die Interoperabilität der Geräte verschiedener Hersteller sichert. Auch jenseits dieser Allianz rücken verschiedene Player enger zusammen, um ihre Daten und Services in andere IT-Ecosystems zu integrieren oder für Multivendor-Anlagen gemeinsame Standards zu schaffen.

Entsprechend liefert das cloudbasierte IIoT-Ökosystem Netilion von Endress+Hauser Felddaten von verschiedensten Assets, unabhängig von Gerätetyp oder Hersteller. «Netilion Services wurde entwickelt, um alle Arten von Daten aus dem Feld nachzuverfolgen und zu nutzen», sagt Marco Colucci. Ausgehend von solchen Datensammlungen können Messtechnikexperten mit Datenwissenschaftlern digitale Lösungen für konkrete Anwendungsfälle entwickeln.

Mitarbeiter der Endress+Hauser mit einem Tablet, das die EH Heartbeat Technology aufzeigt, in einer Werkshalle vor einem Sensor mit dem Rücken zu uns, auf schuettgutmagazin.de
Das Prozesswissen, das aus Daten gewonnen wird, nutzt Endress+Hauser skalierbar, um Produkte weiter zu verbessern und neue Lösungen zu entwickeln.

Applikation mithilfe von Maschinellen Lernen

Hohes Potenzial bietet dabei die Verknüpfung mit weiteren externen Kontextdaten und der Einsatz von maschinellen Lernverfahren. Die Endress+Hauser-Anwendung Netilion Water Network Insights ermöglicht beispielsweise die Überwachung und Visualisierung von komplexen Wassernetzen. Sie führt dabei nicht nur verschiedenste Messwerte wie Durchfluss, Druck, Temperatur, Füllstand, Wasserqualität zentral zusammen. Die Algorithmen binden auch Prognosemodelle wie Starkregenwarnungen oder Verbrauchsvorhersagen mit ein.

Algorithmen kommen auch in Messgeräten mit Heartbeat Technology zum Einsatz, die ständig Daten über ihren eigenen Zustand senden. Wo man herkömmlicherweise immer dann eingriff, wenn ein Asset beschädigt war oder eine Anlage aus unbekannten Gründen stillstand, liefern smarte Sensoren heute schon vorab so viele Hinweise, dass es gar nicht mehr zum ungeplanten Shutdown kommt. «Wir erfüllen hiermit einen langjährigen Wunsch der Anwender nach einer Aussage zum Abnutzungsvorrat, vor allem für Geräte in kritischen Anwendungen mit Korrosion oder Ablagerung», sagt Marco Colucci. Gerade bei Ablagerungen kann es mit der Zeit zu einer Vollverstopfung kommen, die letztlich einen Anlagenstillstand zur Folge hat. Luftblasen in der Rohrleitung sind ein weiteres Phänomen, das zu einer Verschlechterung der Produktqualität führen kann. Nicht zuletzt können durch Kavitation Pumpen beschädigt werden. «Das sind Anomalien, die wir mit IIoT-Technologie prognostizieren können», so Colucci.

Mobiltelefon mit der Endress+Hauser software zur Digitalen Kontrolle von Sensoren. Hände und Mobiltelefon vor Leitungen einer Industrieanlage auf schuetttutmagazin.de
Endress+Hauser sorgt dafür, dass sich die Prozess-¬ und Gerätedaten aus der Feldebene nahtlos übertragen lassen, etwa über neue Ethernet¬ und Wireless¬-Technologien.

Softsensoren zur prädiktiven Qualitätskontrolle

Solch eine Predictive Maintainance zeigt, wie sehr smarte Datennutzung zum Gamechanger wird. Entsprechende prognostische Lösungen werden bei Endress+Hauser stark nachgefragt. Hinzu kommt das recht junge Innovationsfeld der prädiktiven Qualitätskontrolle mithilfe von Softsensoren: Verschiedene Messgrößen sowie Prozess- und Kontextinformationen werden in einer Anwendung mit künstlicher Intelligenz zusammengeführt, um eine neue Mess- oder Zielgröße zu berechnen, die physikalisch anhand eines Sensors nicht ermittelt werden kann. «Das ist etwa für die Lebensmittelindustrie interessant, die bislang den Herstellungsprozess unterbrechen muss, damit ein menschlicher Tester Frischkäse oder Joghurt auf Geschmack und Konsistenz überprüfen kann“, sagt Marco Colucci. «Ein Softsensor könnte diese menschlichen Sinne nachahmen und das gleiche Ergebnis liefern – und zwar parallel zum Prozess.» 

Entwickelt werden solche KI-getriebenen Lösungen in engem Schulterschluss mit Kunden und weiteren Wertschöpfungspartnern: «Digitalisierung geht nur gemeinsam», sagt Marco Colucci. Deshalb werden die Innovationsverwandtschaften mit Kunden und weiteren Wertschöpfungspartnern zunehmend wichtiger. Die eigentlich intelligenten digitalen Lösungen entstehen an der Schnittstelle von Data Science, Branchenkenntnis und Anwendungswissen. Denn es geht nicht um «möglichst viele Daten», so Marco Colucci. Es gehe um die richtigen. «An solchen Lösungen arbeiten wir, gemeinsam mit unseren Kunden und an der Seite von Partnern.»

Über die Endress+Hauser Gruppe

Endress+Hauser ist ein global führender Anbieter von Mess- und Automatisierungstechnik für Prozess und Labor. Das Familienunternehmen mit Sitz in Reinach/Schweiz erzielte 2021 mit über 15.000 Beschäftigten annähernd 2,9 Milliarden Euro Umsatz.

Geräte, Lösungen und Dienstleistungen von Endress+Hauser sind in vielen Branchen zu Hause. Die Kunden gewinnen damit wertvolles Wissen aus ihren Anwendungen. So können sie ihre Produkte verbessern, wirtschaftlich arbeiten und zugleich Mensch und Umwelt schützen.

Endress+Hauser ist weltweit ein verlässlicher Partner. Eigene Vertriebsgesellschaften in mehr als 50 Ländern sowie Vertreter in weiteren 70 Staaten stellen einen kompetenten Support sicher. Produktionsstätten auf vier Kontinenten fertigen schnell und flexibel in höchster Qualität.

Endress+Hauser wurde 1953 von Georg H. Endress und Ludwig Hauser gegründet. Seither treibt das Unternehmen Entwicklung und Einsatz innovativer Technologien voran und gestaltet heute die digitale Transformation der Industrie mit. 8.600 Patente und Anmeldungen schützen das geistige Eigentum.

Mehr Informationen unter www.endress.com/medienzentrum oder www.endress.com

Kontakt

Endress+Hauser (Deutschland) GmbH & Co. KG

Endress+Hauser (Schweiz) AG

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