Gefahren rechtzeitig erkennen

11. GreCon-Brandschutzsymposium

Die Referenten des GreCon-Brandschutzsymposium

Das erreichte hohe Schutzniveau dauerhaft halten

130 Fachleute treffen sich zum »11. GreCon-Brandschutzsymposium« in Hannover

Dem bewährten Vierjahresrhythmus folgend fand am 14. und 15. April in Hannover das mittlerweile 11. GreCon-Brandschutzsymposium „Sicherheit vor Staubbränden und -explosionen in der Industrie“ statt. Den rund 130 Fachleuten aus den Reihen der Hersteller und Betreiber von Brandschutzanlagen, der Brandschutzingenieure, der Versicherungsfachleute sowie der Aufsichtsbehörden und Berufsgenossenschaften wurde von dem Alfelder Hersteller von Messtechnik und Funkenlöschanlagen erneut ein sehr vielfältiges und interessantes Vortragsprogramm geboten. In insgesamt 15 Vorträgen wurden die Aspekte des vorbeugenden und bekämpfenden Brandschutzes auf gewohnt ganzheitliche Weise beleuchtet. Die präsentierten Inhalte machten einmal mehr deutlich, dass das Thema industrieller Brand- und Explosionsschutz stets ernst zu nehmen und im Blick zu behalten ist.

Gefahren rechtzeitig erkennen

Anhand prägnanter Beispiele machte Dr. Johannes Lottermann von der Firma Rembe (Brilon) deutlich, warum es während kalkulierbar geglaubter Brände, plötzlich und ohne Vorwarnung doch zu Explosionsereignissen kommen kann. Während es für die Feuerwehrkräfte in einigen Situationen darauf ankommt, eine unvermeidbare Entwicklung hin zu einer Explosion rechtzeitig zu erkennen und für eine zügige Evakuierung des Gefahrenbereiches zu sorgen, gilt es in anderen Situationen, die Voraussetzungen für eine Explosion nicht durch die eigene falsche Löschtaktik erst zu schaffen. Laut Lottermann bedarf es insgesamt einer besseren Ausbildung der Feuerwehr im Bereich des Explosionsschutzes, wobei insbesondere Grundlagen für die unmittelbare Gefahrenerkennung zu schaffen sind.

Jonathan Bechem von der Bergischen Universität Wuppertal, berichtete von einem laufenden Forschungsvorhaben zur Bewertung der Zündwirksamkeit und Detektion potenziell gefährlicher Partikel. Bisher durchgeführte Versuchsreihen mit unterschiedlich heißen Stahlkugeln ( 7 mm), die man in Schälchen mit Holzstaub hat fallen lassen, haben gezeigt, dass ab etwa 700°C mit einem sich selbsttätig fortsetzenden Schwelbrand zu rechnen ist. Weiterhin wird untersucht, in wieweit die zur Identifizierung heißer Partikel eingesetzten Infrarotmelder weiter optimiert werden können. Auch in diesem Bereich konnten erste vielversprechende Ansätze präsentiert werden. Wie GreCon-Vertriebsleiter Mathias Fischer erläuterte, lassen sich beim pneumatischen Transport organischer Stoffe heiße Partikel und Glutnester gar nicht vermeiden. Für die Gewährleistung eines sicheren Anlagenbetriebes muss ein Infrarotmelder daher in der Lage sein, einen nichtorganischen Stoff ab einer Temperatur von etwa 500°C zuverlässig zu erkennen. Schließlich gibt das Aussehen der Partikel keine Auskunft über das innewohnende Zündpotenzial.

Regelwerke und Expertensoftware

Dr. Thomas Wündrich, Brandschutzsachverständiger bei der DMT GmbH & Co. KG (Dortmund), erläuterte die Umsetzung der 2011 in Kraft getretenen „TRGS 800 – Brandschutzmaßnahmen“ am Beispiel einer Siloanlage. Wie der Referent deutlich machte, stellt die TRGS 800 ein adäquates Werkzeug für die Beurteilung der individuellen Brandgefährdung und die systematische Auswahl und Umsetzung geeigneter Schutzmaßnahmen dar. Bezüglich der im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung zu ermittelnden Zündquellen machte Wündrich insbesondere auf die mögliche Gefahr der Selbstentzündung organischer Schüttgüter aufmerksam. Ab einer Lagerdauer von etwa sechs Wochen, in der das Schüttgut nicht bewegt wird, muss grundsätzlich damit gerechnet werden. Bei Holzpellets etwa kommt es zur Oxidation der enthaltenen Fettsäuren. Dadurch entstehen warme Feuchtemengen in signifikanten Größenordnungen, die das Schüttgut von unten nach oben durchwandern. Dies wiederum beschleunigt die mikrobiologische Zersetzung und die Wärmeentwicklung. Um die Ansammlung besonders zur Selbstentzündung neigender Partikelfraktionen und die Bildung fest verbackener Materialschichten zu vermeiden, sollte das Silo in regelmäßigen Abständen vollständig und restlos entleert werden. Innerhalb eines Silos ist auf Wasser als Löschmittel tunlichst zu verzichten, um eine starke Volumenvergrößerung und Verfestigung des Materials, wodurch sich dieses nur noch sehr schwer aus dem Silo entfernen ließe, zu vermeiden. Stattdessen sollte im Bedarfsfall eine Inertisierung mit Stickstoff oder Kohlendioxid vorgenommen werden, die das kontrollierte Austragen und Ablöschen des Materials unterstützt.

Roland Knopp von der Berufsgenossenschaft Holz und Metall (BGHM) informierte darüber, dass seit der Novelle der Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) am 1. Juni 2015 und der zeitgleich in Kraft getretenen Änderung der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) der Explosionsschutz in der Gefahrstoffverordnung geregelt wird. Für Unternehmen, die die bisher gültigen Vorschriften im Explosionsschutz erfüllt haben, ergibt sich aus den Änderungen der Verordnungen kaum ein konkreter Handlungsbedarf. Zu beachten sind jedoch die verkürzten Fristen bei den Prüfungen an Lüftungsanlagen, Gaswarneinrichtungen und Inertisierungsanlagen in ex-geschützten Bereichen, die unmittelbar zu berücksichtigen sind.

In seiner Funktion als Mitglied des wissenschaftlich-technischen Ausschusses der IND EX (Intercontinental Association of Experts for Industrial Explosion Protection) stellte Dr. Johannes Lottermann die Neuerungen der Software „Extools 2.2“/“Extools Pro“ vor, einem Programm zur Ermittlung von Explosionsrisiken und Auswahl praxistauglicher Lösungsvorschläge. Damit wird es zukünftig u.a. möglich sein, die im späteren Betrieb erwartbaren Staubkonzentrationen bereits in der Planungsphase abzuschätzen, um eine möglichst genaue Zoneneinteilung vornehmen zu können. Ebenso werden die notwendige Festigkeit von Behältern und die erforderliche Größenordnung einer Inertisierung berechnet werden können. Die richtige Anwendung einer solchen Expertensoftware bietet somit ein enormes Einsparungspotenzial.

Schutzkonzepte richtig auswählen und umsetzen

Richard Siwek, Inhaber und Geschäftsführer der Schweizer Fire Ex Consultant GmbH (Kaiseraugst), forderte die Betreiber von Brandschutzanlagen dazu auf, sich bei der Konzeptionierung und Bestellung von Schutzsystemen nicht allein auf das Fachwissen der Hersteller und eine sachgerechte Umsetzung durch diese zu vertrauen. Entsprechend sollte der Betreiber selbst eine fachgerechte Risikobeurteilung für die zu schützende Anlage erstellen (lassen), um mit dieser als Basis qualifizierte Angebote für Schutzsysteme einholen zu können und seiner eigenen Verantwortung gerecht zu werden.

Wie sich der Schutz der individuellen Anlagen mit den einschlägigen Normen und Vorschriften in Einklang bringen lässt, darüber referierte Marco Weiler von der WilmsWeiler GmbH & Co. KG (Üdersdorf). Laut Weiler wächst auf der einen Seite weltweit die Anzahl unterschiedlicher Regelwerke, wobei es gleichzeitig bei den heutigen neuartigen und teilweise sehr komplexen Anlagen schwierig ist, Regelwerke auszuwählen, die zu diesen tatsächlich passen. Jedes der Regelwerke bietet dem Anwender entsprechende Schutzziele, jedoch unterschiedliche Konzepte und Randbedingungen, die eingehalten werden müssen. Aber auch die Art und der Umfang der zu schützenden Anlagen werden heute immer komplexer. Es gilt also, Vor- und Nachteile abzuwägen und unter Berücksichtigung des Schutzziels die richtige Entscheidung zu treffen. Das Einbinden von Fachleuten, die unabhängig von Produkten agieren, ist an dieser Stelle hilfreich.

Alexandra Kirchner von der Internationalen Forschungsgemeinschaft Futtermitteltechnik IFF, Braunschweig, berichtete von einem Kühlerbrand in einem Mischfutterwerk und den daraus gezogenen Konsequenzen. Durch eine schadhafte Filzdichtung einer Pelletpresse kam es zu eingeklemmten Pellets zwischen Läufer und Pressengehäuse. Durch den schnelllaufenden Läufer wurden diese sehr stark erhitzt und in der Folge als glimmende Partikel in den Kühler eingetragen. Vor allem aufgrund der Geruchsentwicklung wurde der Anlagenführer rechtzeitig auf den Brand aufmerksam, sodass der Schaden in engen Grenzen gehalten werden konnte. Als Konsequenz wurden in den Kühlern sowie in den Abluftschächten Funkenerkennungssysteme installiert. Seither schalten sich bei Funken die Austragsysteme des Kühlers ab, die Kühlereintragsschleuse wird gestoppt, die Brandklappe geschlossen, der Lüfter des Kühlers abgeschaltet und die Pressen sofort gestoppt. Eine automatische Löschung erfolgt nicht.

Instandhaltung und Sicherheitsanalyse

Dem wichtigen Thema Instandhaltung widmete sich Marcus Thiem von HDI Risk Consulting (Hannover). Brandschutzanlagen befinden sich in der Regel in einem permanenten Wartezustand, aus dem heraus sie im Bedarfsfall umso zuverlässiger funktionieren müssten. Daher werden ein Ausfall oder eine Störung, wenn nicht entsprechende Vorkehrungen getroffen wurden, häufig gar nicht direkt bemerkt. Beeinträchtigungen und Ausfälle der Schutzfunktion werden häufig durch verschmutzte Optiken von Rauch-, Funken- und Flammenmeldern verursacht. Aber auch unzulässig niedrige oder zu hohe Drücke an Löschmittelbehältern können die Funktion entscheidend beeinträchtigen. Neben dem Funktionsverlust durch Vernachlässigung sind auch bewusst manipulierte Brandmelder häufig in den Betrieben anzutreffen. Oft geschieht die Abschaltung sogar betrieblich veranlasst, um Rauch, Staub oder Dampf erzeugende Arbeiten vornehmen zu können. Damit die wichtige Instandhaltung nicht in Vergessenheit gerät, ist ein systematisches Instandhaltungsmanagement erforderlich, welches sinnvollerweise einen Instandhaltungsvertrag beinhalten sollte.
Daran thematisch anknüpfend stellte der pensionierte GreCon-Vertriebsleiter Günter Hänsch die Dienstleistung einer Sicherheitsanalyse vor, die er heute für die Kunden seines ehemaligen Arbeitgebers anbietet. Da etliche der seit den 80er-Jahren installierten Funkenlöschanlagen von den Betreibern nicht in ausreichendem Maße instand gehalten werden, herrscht bei der Feuerversicherern, den Betreibern selbst und auch bei GreCon als Errichter der Anlage Unsicherheit darüber, ob das System in der Lage ist, ordnungsgemäß zu funktionieren. Im Rahmen der Sicherheitsanalyse werden sämtliche relevanten Aspekte vor Ort an der Anlage untersucht und gemeinsam mit dem Betreiber abgeklärt. Zu der eingehenden Anlagen-Analyse gehört auch das Auslesen der Zentralenspeicher, um evtl. unklaren Vorfällen nachgehen zu können. In einem Abschlussbericht samt Gespräch mit dem Kunden werden diesem Vorschläge für Verbesserungsmöglichkeiten unterbreitet, die zudem nach Wichtigkeit sortiert werden.

Durch Prävention vor Haftung schützen

Dass auch alle in einem Unternehmen Beschäftigten in puncto Brandschutz rechtzeitig und ausreichend zu schulen sind, um im Ernstfall zuverlässig zu funktionieren, machte Wulf Statz von der Vollmergruppe (Mülheim a. d. Ruhr) in seinem Vortrag „Feuer und Flamme für die Prävention“ deutlich. Ziel der Unterweisung muss es sein, gerade in Gefahrsituationen geschultes Personal zu haben, das in der Lage ist, für die nötige Beruhigung zu sorgen und gleichermaßen die notwendigen Schritte beherrscht, um die bedrohten Personen aus der Gefahrenzone zu bringen. Professionelle Ruhe in der Gefahrensituation kann jedoch nur derjenige vermitteln, der sich in regelmäßigen Schulungen, Unterweisungen und Übungen mit der Möglichkeit eines Brandes im eigenen Zuständigkeitsbereich auseinandergesetzt hat.

Das nicht minder wichtige Thema der Managerhaftung wurde schließlich von Rechtsanwalt Dr. Markus Wintterle von der Kanzlei Kleiner & Partner (Mannheim) beleuchtet. Nicht erst im Schadensfall mit Personenschäden sollten Geschäftsführer und Vorstände darüber informiert sein, welche Haftungsrisiken für sie bestehen und wie sie diese reduzieren können. Wichtig ist, dass die in der Praxis notwendige Delegation von Aufgabe an Mitarbeiter korrekt erfolgt. So ist in jedem Fall sicherzustellen, dass derjenige, auf den die Aufgabe bzw. die Pflicht übertragen wird, über die erforderliche Eignung und fachliche Befähigung verfügt. Außerdem muss diese Person ausreichend eingewiesen und mit den zur Aufgabenerfüllung erforderlichen Mitteln und Befugnissen ausgestattet werden. Gleichzeitig kann sich die Unternehmensleitung nicht der Pflicht entziehen, die mit den Aufgaben betraute Person ausreichend zu überwachen. Erforderlich ist der Aufbau einer „gerichtsfesten“ Organisation, in deren Mittelpunkt der Nachweis steht, dass die Leitungsorgane alle erforderlichen und zumutbaren organisatorischen Maßnahmen ergriffen haben, um Rechtsverstöße zu vermeiden.

Kontakt

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.grecon.com

Fagus-GreCon Greten GmbH & Co. KG ist ein eigentümergeführtes Familienunternehmen mit Stammsitz in Alfeld/Hannover. Der Geschäftsbereich GreCon ist Marktführer bei der Herstellung und Entwicklung von Brandschutz- und Messtechniksystemen für Anwendungen in zahlreichen Industrien wie z. B. der Holzwerkstoffplattenindustrie. Der Geschäftsbereich Fagus ist führend auf dem Gebiet der Herstellung und Entwicklung von Schuhleisten und Sohlen. Der Bereich Maschinenbau ist Marktführer bei der Herstellung von Keilzinkenanlagen und firmiert unter dem Namen Weinig Grecon. Alle Geschäftsbereiche sind weltweit tätig und bieten Kundendienst vor Ort. Die Unternehmensgruppe zählt derzeit ca. 600 Mitarbeiter weltweit.

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