Mit ganzheitlichen Brandschutzlösungen Ausfallrisiken minimieren

Leider sind Brandereignisse in Recyclinganlagen noch immer regelmäßig in der Presse zu lesen. Die Brandrisiken sind vielfältig und in vielen Fällen nicht vorhersehbar. Dipl. Ing (FH) Arnd Knop, Leiter Modernisierung-Wasserlöschanlagen bei Minimax beschreibt, welche Schutzmaßnahmen Recyclingbetriebe unternehmen können und was bei der Erstellung von Brandschutzkonzepten zu beachten ist.

Die Betreiber von Recyclinganlagen und deren Versicherungen sind sensibilisiert. Sie beobachten die Entwicklungen genau. In verschiedenen Gremien und Arbeitskreisen werden intensive Diskussionen über die Ursachen von Brandereignissen geführt. Es wird klassifiziert, in welchen Bereichen der Recyclingprozesse die größten Brandrisiken vorhanden sind. Aus den Erkenntnissen werden diejenigen Brandschutzlösungen ausgewählt, mit denen der größte Löscherfolg zu erwarten ist. Diese werden dann in Brandschutzkonzepten festgeschrieben.

Ziel eines Brandschutzkonzepts ist nicht nur der Schutz von Menschen und Sachwerten. Auch die Minimierung von Ausfallrisiken ist mit in Betracht zu ziehen. Bei der Erstellung eines Brandschutzkonzepts sollten rechtzeitig die zuständigen Behörden sowie die Versicherung, der Sachverständige für die spätere Abnahme und die Feuerwehr mit einbezogen werden. Weiterhin sollte ein erfahrener Fachplaner bei der Erstellung des Brandschutzkonzepts unterstützen. So lassen sich unvorhergesehene Planänderungen minimieren.

In den einschlägigen Regelwerken (z. B. VdS-Richtlinien, FM-Richtlinie, DIN-Normen etc.) sind Löschkonzepte für verschiedene Risiken mit entsprechenden Auslegungsparametern aufgeführt.

Dichtung für hohe Ansprüche, lebensmittelecht

Die oben stehende Grafik zeigt eine Übersicht über mögliche Schutzbereiche in Recyclinganlagen

Betrachtung als Gesamtkonzept

Zusätzlich zu den Einzelbetrachtungen von Schutzbereichen und Brandrisiken ist für die optimale Brandschutzlösung und die daraus resultierende Minimierung der Ausfallrisiken eine gesamtheitliche Betrachtung der Recyclinganlage gemäß den nachstehenden Bereichen erforderlich:

– Auswahl der optimalen Löschtechnik (Wasser, Schaum, etc.)
– Festlegung eines Szenarios hinsichtlich gleichzeitiger Auslösung der Löschanlagen und der daraus resultierenden Dimensionierung der Löschwasserversorgung
– Täuschungssichere Branderkennung
– Abstimmung / Klärung des Auslösekonzeptes (automatisch / halbautomatisch, Fernauslösung von Warte bzw. von der Werkfeuerwehr)
– Bauliche Maßnahmen (z. B. Lagerabstände, Randabschnitte, Brandwände etc.)
– Abschaltungskonzept (Trip-Signale z. B. für Antriebe von Sortieranlagen, Ölpumpen etc.)
Hier ist eine individuelle Klärung erforderlich.
– Zusätzliche mobile Löscheinrichtungen:
o Feuerlöscher
o Hydrantenschränke, evtl. mit Schaumzumischung
– Kapazität der Löschwasserrückhaltung

Auch ist das Brandschutzkonzept in die Rahmenterminplanung des Neu- oder Umbaus mit den wesentlichen Eckpunkten einzupassen. Auch die Sachverständigenabnahmen müssen im Rahmen der Planung, Montage und Inbetriebnahme von Beginn an bedacht werden. Wichtige Meilensteine, wie die Inbetriebnahmetermine der Gesamtanlage, Funktionsproben von Teilbereichen, Betriebsbereitschaft vor der ersten Anlieferung von Recycling- / LVP-Material, die Sicherstellung der Löschwasserbevorratung oder die Betriebsbereitschaft der Spannungsversorgung müssen terminlich so berücksichtigt werden, dass die Brandschutzeinrichtungen im Vorfeld fertiggestellt, geprüft und in Betrieb genommen werden können.

Anlieferbereiche

In den Anlieferbereichen (Außenflächen oder Anlieferhallen) haben sich Löschmonitore oder Löschturbinen in Kombination mit Infrarot-Kamerasystemen bewährt. Die IR-Kameras werden an exponierter Stelle auf Schwenkneigeköpfen installiert. Sie scannen die Fläche in nacheinander angefahrenen Einzelsektoren. Erhöhte Oberflächentemperaturen und Überhitzungen werden so frühzeitig erkannt. Bei Detektion eines Hotspots löst die Software des IR-Kamerasystems einen optischen und einen akustischen Alarm aus. Die durch Triangulation ermittelten Koordinaten werden an die Monitorlöschsteuerung übergeben und der Alarm an die Brandmeldeanlage weitergeleitet. Der Löschbereich wird errechnet und der Löschvorgang unmittelbar gestartet.

Löschturbine im Außenbereich auf Hochpfahl montiert

Infrarot-Wärmebildkamera auf Schwenkneigekopf montiert

Maschinenhallen

In Maschinenhallen wird die größte Effektivität durch die Kombination von Raumschutzanlagen und Objektschutzanlagen erreicht, z. B. Deckensprinkleranlagen mit zusätzlicher Brandmeldeanlage über ein Rauchansaugsystem (RAS). Bei den Objektschutzanlagen werden bestimmte Teile der Anlage direkt mit Sprühwasser-Löschanlagen geschützt. Das sind diejenigen Anlagenteile des Recyclingprozesses mit den größten zu erwartenden Brandrisiken, z. B. Schredder oder Pressen etc. Die Ansteuerung erfolgt über geeignete Brandmelder oder über Handauslösetaster in einem gesicherten Bereich.

Abb.: Objektschutzanlage über einem Schredder

Zur Branderkennung werden je nach Anwendungsfall verschiedene Industriebrandmelder eingesetzt. UniVario Industrie-Brandmelder kombinieren schnell ansprechende Sensoren mit intelligenten Auswertealgorithmen – für eine rasche Branddetektion bei gleichzeitig hoher Täuschungssicherheit. Durch die Möglichkeit Störgrößen intelligent auszublenden und die hohen Ansprechtemperaturen gradgenau anzupassen, können UniVario Industriebrandmelder vielseitig eingesetzt werden – auch in explosionsgefährdeten Bereichen. Die anwendungsspezifische Konfiguration der Signalverarbeitung und die Modularität ermöglichen eine einfache Anpassung an veränderte Einsatzbedingungen.

Abb.: Für jeden Einsatzbereich: UniVario Industriebrandmelder

Für spezielle Anwendungen im Objektschutz stehen Ausführungen mit abgesetzter Sensorik zur Verfügung. Diese sind ideal für beengte Einbauverhältnisse in rauer, industrieller Umgebung. Speziell zur Funkendetektion kann das System UniVario YMX5000 auch in extremen Temperaturbereichen eingesetzt werden. Die entsprechende Sensoreinheit FUX kann selbst ohne Lichtleiter bei Temperaturen von -40°C bis 105°C verwendet werden. Bei hohem Staubanfall im Recyclingprozess können zusätzliche Spülluftaufsätze für die Optik der Brandmelder installiert werden.

Abb.: Infrarotmelder mit abgesetzter Optik

Schaum als Löschmittel

Bei einem hohen Kunststoffanteil in dem Recyclingmaterial ist die Zumischung eines geeigneten Schaummittels erforderlich. Die Auswahl des richtigen Schaummittels ist hinsichtlich der aktuellen Diskussion um flourhaltige Schaummittel sehr komplex geworden. Es gibt je nach Anwendungsfall eine Vielzahl von Schaummitteln (siehe Übersicht). Hier ist die fachliche Beratung von Schaumexperten ratsam. Denn es müssen auch die Auswahl einer geeigneten Zumischeinrichtung getroffen und die Dimensionierung der Anlage in Abhängigkeit der Viskosität festgelegt werden.

Abb.: Übersicht möglicher Schaummittelvarianten

Die vorgenannten Beschreibungen dienen dazu, die Komplexität des Brandschutzes in Recyclinganlagen kurz zu umreißen werden. Als Fazit sollte die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Betrachtung der Brandrisiken und der geeigneten Löschtechniken stehen. Diese müssen immer in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden, der Versicherung, dem Sachverständigen für die spätere Abnahme und der Feuerwehr stehen.

Autor

Dipl. Ing (FH) Arnd Knop
Minimax GmbH
Leiter Modernisierung-Wasserlöschanlagen Region Nord, Büro Reinfeld

Im Weddern 4-6,
D-23858 Reinfeld
Telefon +49 45 33 20 66-971
Mobil +49 173 6115185
E-Mail: KnopA@minimax.de

Über Minimax

Minimax gehört seit 120 Jahren zu den weltweit führenden Marken im Brandschutz. Die heutige Minimax Viking Gruppe mit Hauptsitz in Bad Oldesloe, betreibt mehrere eigene Forschungs-, Entwicklungs, und Fertigungsstätten. Minimax bietet maßgeschneiderte Lösungen für verschiedenste Bedarfe. Das Portfolio umfasst Sprinkleranlagen, Gas-Löschanlagen, Brandvermeidungssysteme sowie Brandmeldeanlagen. Das Spektrum an geprüften und zertifizierten Bauteilen und Systemen aus den eigenen Entwicklungs- und Fertigungsstätten ist einzigartig.

Kontakt

Industriebrandmelder; Infrarotmelder mit abgesetzter Optik; Sprinkleranlagen; Gas-Löschanlagen; Brandvermeidungssysteme; Brandmeldeanlagen;

Nach oben scrollen